The Tears of Chronos

Detlev Schmidtchen

Spielzeit: 60:16
Medium: CD
Label: Torus Records, 2024
Stil: Electronic

Die Menschheit hat den Juventonator (1) erfunden. Eine KI-gesteuerte Maschine, die das Altern hinauszögert und die Zeit extrem verlangsamt. Doch es kommt zu einem technischen Kollaps: Die Zeit bleibt stehen, die Erde dreht sich nicht mehr. Alles erstarrt. Nur ein Mensch kann sich noch frei bewegen: Arvad, der Musiker. (2)

Da die Ozeane zusammenfließen und alles überfluten, macht Arvad sich auf den Fluchtweg und begibt sich auf eine Wanderung ins Ungewisse. (3) (THE BEGINNING OF THE HIKE)

Auf seiner Reise begegnet er zuerst den Mackays (Söhne des Feuers) (4), die in dem Teil der Welt leben, in dem immer die Sonne scheint. Diese Wesen, die vorher technikgläubige und zukunftsorientierte Menschen waren, drohen zu verbrennen. (AMONG THE MACKKAYS)

Im anderen Teil der Welt, in dem ewige Nacht, Dunkelheit und Kälte herrscht, trifft Arvad auf die Istas (Volk der Kalten) (5), die gern in der Vergangenheit lebten, alles Neue ablehnten und nun festgefroren und traurig sind. Um ihr Herz zu erwärmen, erzählt Arvad ihnen die Geschichte von einem einsamen Eisberg (6), der sich in eine Flamme verliebte. Zum Dank dafür verraten die Istas ihm den Weg zu Chronos, dem Gott der Zeit. (FOLK OF THE COLD) und (PO- EMS OF AN ICEBERG)

Auf seiner Wanderung durch die untergehende Welt, blickt Arvad auf sein Leben zurück und erinnert sich an eine Zeit, in der die Erde sich noch selbständig drehte (7). (1976)

Im Reich des Chronos angelangt, trifft er auf eine bizarre und chaotische Welt (8), die von den Tränen ihres weinenden Herrschers überflutet ist. (REACHING THE REALM)

Chronos (9) klagt sein Leid über die Menschheit, die nicht mehr altern und sterben will. Als Verkörperung der Zeit hat er seinen Lebenssinn verloren. (VOICE OF PAIN)

Arvad tröstet ihn mit einem Liebeslied über die Lebenszeit (10). (ARVAD`S AVOWAL/L ́AVEAU D ́ARVARD

Als Chronos erkennt, dass er selbst die Bedingung für jedes Leben ist und immer bleiben wird und Arvad begreift, dass die Wesen auf seinem Weg (Mackkays/Istas) verzauberte, interdimensionale Teile seiner Seele sind, beginnt die Erde plötzlich, sich wieder zu drehen. Arvad hat verstanden, dass das Paradies und die Hölle keine fremden Orte sind, sondern in uns existieren und wir uns immer zu uns selbst hinbewegen können auf der Zeitreise durch unser eigenes Leben. (11). (THE SUMMONING OF HARMONY)

Alle Wesen werden wieder zu Menschen, die sich bewegen können. Sie entscheiden, die Zeit zu lieben, zerlegen den Juventonator und bauen daraus ein gemeinsames Haus (12) für ihre Erinnerungen und Zukunftspläne. Arvad zieht weiter in die Welt hinaus und singt seine Lieder (13) (CLOCKWORK), die von dem Trost der Endlichkeit auf dem Weg zur Unendlichkeit künden.

1. The Beginning of the Hike 4:53
2. Among the Mackays  5:54
3. Folk of the Cold  7:57
4. Poem of an Iceberg  6:35
5. 1976  6:00
6. Reaching the Realm  6:07
7. Voice of Pain  8:32
8. L´aveu d´Arvad  5:41
9. The Summoning of Harmony (Instrumental)  3:56
10. Clockwork  4:40

Hörer-Stimmen und Eindrücke (Auswahl)

Volker Kuinke: Eine ganz besondere Empfehlung für alle Eloy Fans ist das gerade von Detlev Schmidtchen (Eloy Keyboarder 1976-79) erschienene Konzeptalbum “The Tears Of Chronos”. Detlev ist nicht nur für sämtliche Kompositionen und die ganze Produktion verantwortlich; er spielt auch sämtliche Instrumente selbst. Von der Sängerin Claudia Roggendorf kommen die Geschichte, Texte und Vocals.

Ich bin wirklich beeindruckt von Detlevs neuem Album. Es ist sein bisher ausgereiftestes Werk. Detlev hat seinen eigenen, ganz besonderen - und unverkennbaren Stil. Beim Hören des Albums entdeckt man Sounds, die immer wieder auch Momente aus der Ära von Eloy aus den Siebzigern akustisch aufflackern lassen.

Man kann das Album in einem Guss von vorne bis hinten genießen, ohne dass es langweilig wird. Die Stücke klingen sehr unterschiedlich, und ich möchte behaupten, dass kein einziger schwacher Song auf diesem Album vertreten ist. Am besten ist, man setzt Kopfhörer auf und taucht in den Klangkosmos dieser Geschichte und Musik ein. Man entdeckt dabei garantiert viele interessante Feinheiten und facettenreiche Sounds.

Eine starkes Konzept kombiniert mit toller Musik! Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten und jedem wärmstens empfehlen, mal in das Album reinzuhören!

A very special recommendation for all Eloy fans is the concept album "The Tears Of Chronos" just released by Detlev Schmidtchen (Eloy keyboarder 1976-79). Detlev is not only responsible for all the compositions and the entire production; he also plays all the instruments himself. Singer Claudia Roggendorf is responsible for the story, lyrics and vocals.

I am really impressed by Detlev's new album. It is his most mature work to date. Detlev has his own, very special - and unmistakable - style. When you listen to the album, you discover sounds that repeatedly evoke moments from the Eloy era of the seventies.

You can enjoy the album in one go from beginning to end without getting bored. The tracks sound very different, and I would say that there is not a single weak song on this album. The best thing to do is to put on your headphones and immerse yourself in the sound cosmos of this story and music. You are guaranteed to discover many interesting subtleties and multi-faceted sounds.

A strong concept combined with great music! I don't want to give any more away at this point and warmly recommend everyone to listen to the album!

*

Christian Appelt: Ich bin wirklich nicht auf den Mund gefallen und auch nicht um zu schreibende Worte verlegen. Dieses neue Album von Detlev Schmidtchen mit dem Titel "The Tears of Chronos" zu beschreiben fällt mir arg schwer. Und warum? Weil es die Auseinandersetzung fordert und ein Dialog zwischen mir und der Musik zu leisten ist. Wow! Ich höre es nun zum vierten Mal und habe nun den Plot begriffen, der es in sich hat:

Wie schon gesagt: Die Menschheit hat einer alten Sehnsucht folgend und getrieben von der Angst um die eigene Sterblichkeit den Juventonator erfunden: Eine KI-gesteuerte Maschine, die das Altern hinauszögert und die Zeit extrem verlangsamt. Doch es kommt wie es kommen muss: Es geschieht ein technischer Störfall: Die Zeit bleibt stehen, die Erde dreht sich nicht mehr. Alles erstarrt. Nur ein Mensch kann sich noch frei bewegen: Arvad, der Musiker.

Arvad entkommt den Sturzfluten der zusammenfließenden Weltmeere und wandert um die Welt. Er trifft auf der nun dauerhaft der Sonne zugewandten Seite der Erde die Wesen des Feuers und auf der sonnenabgewandten Seite die Wesen der Kälte.

Arvads Wege gehen weiter bis zum Zusammentreffen mit dem Gott der Zeit, mit Chronos. Da die Menschen sich nicht mehr um die vergehende Zeit scheren, hat Chronos vorübergehend den Sinn des Lebens verloren und weint bittere Tränen. Wir lernen wieder einmal, dass die Götter sehr von den Handlungen der Menschen, die sie erdacht haben, abhängig sind...

Letztlich geschehen hier nun mehrere Erkenntnisprozesse: Chronos erkennt, dass es die Zeit immer geben wird, egal, was sich Menschen ausdenken. Arvad seinerseits erkennt, dass die erlebten Momente samt der Wesen des Feuers und der Kälte Aspekte seiner eigenen Seele sind.

Die Erstarrung löst sich, die Erde dreht sich wieder, die Menschen sind um eine böse Erfahrung reicher. Sie legen den Juventonator still und bauen daraus, wenn ich es richtig verstanden habe, ein gemeinsames Haus für ihre Erinnerungen und Zukunftspläne.

Und Arvad? Der bleibt seinem Musiker sein treu und zieht musizierend durch die Welt.

Ein Werk mit dem Thema des Zusammenhanges zwischen innerer und äußerer Krise und deren Bewältigung. Eine Warnung davor, zu stagnieren und anzuhalten.

Die Musik ist nicht etwa nur instrumental sondern es gibt einiges an Gesang und Text dazu, dies in überwiegend englischer Sprache, aber auch ein Lied mit französischsprachigen Vocals. Die Klangbilder sind absolut etwas für fette Boxen, fette Kopfhörer, so gesehen ganz 70er Jahre Stil. Sie erinnern teilweise an Eloy aus den Zeiten von Ocean und Live 78. Sie bleiben aber beileibe nicht daran kleben. Sie sind gewaltiger, reifer, berührender, moderner und teilweise auch ungewöhnlich und neu für das Ohr. Der Beginn von Stück 2, Among the Mackkays, sowie die Stücke 3, Folk of the Cold, 7, Voice of Pain und 9, The Summoning of Harmony beeindrucken mich besonders. Die Musik ist sehr lebendig, perkussiv, frisch, vielseitig, und zugleich erinnert sie uns immer wieder daran, dass dies jener Detlev Schmidtchen ist, der von 1976 bis 1979 bei Eloy hauptsächlich die Keyboards und zu Zeiten von Dawn und jener Live-Tour auch Gitarre gespielt hat. Man erkennt bekannt anmutende Melodiefetzen wieder. Und ja: Es sind jede Menge hübsche und anmutige Melodien zu finden, verträumt, finster, zweifelnd, fragend, mit unterschiedlichsten Stilen spielend... Einflüsse der Berliner Schule, na klar, auch dabei...

Immer wieder mal, hier und da, und das ist ganz persönlich, schimmern wie helles Sonnenlicht jene Keyboard-Sounds durch, die mich auf dem gar nicht so schrecklich LIVE gewesenen Album Eloy Live im Winter 78/79 total verzaubert haben, beispielsweise bei Incarnation of Logos oder Mutiny. Es ist schön, sie hier und da wieder, eingebettet in neue Kompositionen wie dezente Sahnehäubchen, zu hören. Da werden dann ausgelöste Gedanken zu Erinnerungen und diese driften heimtückisch ab und gehen eigene Wege, gehen weit weit zurück. Und das geschieht in einer Zeit, die weltpolitisch extrem heikel ist. Da beginnt es im Innern gewaltig zu arbeiten.

Ja, manchmal meint man etwas wie Eloy herauszuhören, dann wäre es indes ein Eloy-Werk, das dieses Mal dem finsteren Mittelalter mit seinen Kämpfen, Folterungen und Scheiterhaufen entkommen und in dieser Zeit angekommen ist, hmmm....

Ein vielschichtiges Prog-Album, das langsam erobert werden will, in das man sich einhören muss, damit es sich in der vollen Gänze erschließt.

Aktuell staune ich immer noch über dieses Werk.

Es ist so anders. Das ist eindeutig ein Qualitätsmerkmal.

Donnerwetter, es fordert seine Hörerinnen und Hörer gehörig.

Chapeau!

Und was haben wir nun gelernt?

Merke auf, Mensch: Du bist und bleibst sterblich. Du kannst die Zeit nicht anhalten und Ray Kurzweils Träume vom ewigen Leben, welches er dadurch erreichen will, dass er seine Gedanken in eine Cloud hochlädt, sind einfach nur dumme Ideen, die dem großen Prinzip des Lebens nicht standhalten werden. Für jene, die den Namen nicht kennen: R. K. ist der Evangelist des Transhumanismus und ans Wahnhafte grenzender KI-Visionen.

Merke auf, Mensch: So gewiss, wie Dir nach der Geburt die Jugend ist, so gewiss ist Dir natürlich auch das Altern und nach dem Kommen folgt totensicher das Gehen. Auf dieser Strecke, die, je älter wir werden, umso kürzer erscheint, sollten wir kreativ leben und nicht versuchen, irgendetwas im Leben anzuhalten...

Detlev sagt, das Album erscheint offiziell im August und es sei sein letztes Werk. Wenn das so sein sollte, ist es meines Erachtens auch das gereifteste Werk. Es kommt im aufwändig gestalteten Digipack mit beeindruckender Artwork daher und ist ein wirklicher Kauftipp. Doch, es lohnt sich.

I'm really not at a loss for words and I'm not at a loss for words to write. This new album by Detlev Schmidtchen entitled "The Tears of Chronos" is very difficult for me to describe. And why? Because it demands confrontation and a dialogue between me and the music. Wow! This is the fourth time I've listened to it and I've now at least grasped the plot, which is quite something:

As I said, mankind has invented the Juventonator in response to an ancient longing and driven by fear of its own mortality: An AI-controlled machine that delays ageing and extremely slows down time. But things take a turn for the worst: A technical malfunction occurs: time stands still, the earth stops turning. Everything freezes. Only one person can still move freely: Arvad, the musician.

Arvad escapes the torrents of the merging oceans and wanders around the world. He meets the beings of fire on the side of the earth that is now permanently facing the sun and the beings of cold on the side facing away from the sun.

Arvad's journey continues until he meets the god of time, Chronos. Since humans no longer care about the passing of time, Chronos has temporarily lost the meaning of life and weeps bitter tears. We learn once again that the gods are very dependent on the actions of the humans who devised them...

Ultimately, several processes of realisation take place here: Chronos realises that time will always exist, no matter what humans think up. Arvad, for his part, realises that the moments he has experienced, including the beings of fire and cold, are aspects of his own soul.

The torpor dissolves, the earth turns again, the people are enriched by a bad experience. They shut down the Juventonator and, if I have understood correctly, use it to build a shared house for their memories and future plans.

And Arvad? He remains true to his musician's life and travels the world making music.

A work with the theme of the connection between inner and outer crises and how to overcome them. A warning against stagnating and stopping.

The music is not just instrumental, but is accompanied by some vocals and lyrics, mainly in English, but also one song with French vocals. The soundscapes are absolutely something for fat speakers, fat headphones, so to speak, very 70s style. They are partly reminiscent of Eloy from the days of Ocean and Live 78, but they certainly don't stick to that. They are more powerful, more mature, more touching, more modern and sometimes also unusual and new to the ear. The beginning of track 2, Among the Mackkays, as well as tracks 3, Folk of the Cold, 7, Voice of Pain and 9, The Summoning of Harmony particularly impress me. The music is very lively, percussive, fresh, versatile, and at the same time it reminds us again and again that this is Detlev Schmidtchen, who mainly played keyboards with Eloy from 1976 to 1979 and also played guitar during Dawn and that live tour. You can recognise familiar melody fragments. And yes: there are plenty of pretty and graceful melodies to be found, dreamy, dark, doubtful, questioning, playing with different styles... Influences of the Berlin School, of course, also included...

Every now and then, here and there, and this is very personal, those keyboard sounds that totally enchanted me on the album Eloy Live in Winter 78/79 shimmer through like bright sunlight, for example on Incarnation of Logos or Mutiny. It's nice to hear them again here and there, embedded in new compositions like subtle icing on the cake. Triggered thoughts then become memories and these insidiously drift off and go their own way, going back a long way. And this happens at a time that is extremely sensitive in terms of world politics. That's when things start to work on the inside.

Yes, sometimes you think you can hear something like Eloy, but then it would be an Eloy work that has escaped the dark Middle Ages and arrived in this time, hmmm....

A multi-layered prog album that needs to be explored slowly, that you have to listen to in order to fully appreciate it.

I am still marvelling at this work.

It is so different. That is clearly a sign of quality.

Well, it really challenges its listeners.

Chapeau!

And what have we learnt now?

Remember, mankind: You are and will always be mortal. You can't stop time and Ray Kurzweil 's dreams of eternal life, which he wants to achieve by uploading his thoughts to a cloud, are just silly ideas that won't stand up to the great principle of life. For those who don't recognise the name: R. K. is the evangelist of transhumanism and AI visions bordering on the delusional.

Take note, human: Just as you are certain of youth after birth, you are of course also certain of ageing, and after coming into life comes for certain certain the going. On this journey, which seems shorter the older we get, we should live creatively and not try to stop anything in life...

Detlev says that the album will officially be released in August and that it is his last work. If that's the case, I think it's also his most mature work. It comes in an elaborately designed digipack with impressive artwork and is a real buy. Yes, it is worth it.

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Cue Records