Bubbles In Your Brain?

Manfred Wieczorek/Detlev Schmidtchen

Spielzeit: 61:04
Medium: CD
Label: Torus Records, 2014
Stil: Artrock, Other

Gemeinsam haben Manfred Wieczorke und Detlev Schmidtchen eine untrügliche Erfolgsformel gefunden, mit der sie ihre alten Fans auf's Neue begeistern. »Bubbles in Your Brain?« wurde neu gemastert und mit Bonus-Tracks bestückt.

Das Album bietet eine klangvoll-elektronische Tastensymphonik, versehen mit tiefsinnigen Rezitationen, von Neil John Douglas und der Engelsstimme von Sarah Douglas. Mit diesem Projekt zeigen die beiden Kraut-Veteranen noch einmal die ganze Klasse des Teams, von denen in Zukunft sicherlich noch einiges zu erwarten ist.

1. In the Bottle 8:22
2. Scotís in the Jungle 7:18
3. Dreampath 5:05
4. Rule of Thumb 9:01
5. Drawn by the Worm 12:05
6. Mama Hey 3:11
7. Two Worlds 8:37
8. Weekend 7:24

Eclipsed Rock Magazin (Rezension)

Manfred Wieczorke und Detlev Schmidtchen waren Tastendrücker bei Eloy. Wieczorke ging später zu Jane, während sich Schmidtchen an dem Projekt Ego On The Rocks ausprobierte. In den Neunzigern machten beide gemeinsame Sache unter dem Namen Choco. Das Album „Bubbles In Your Brain?“, in kleiner Auflage um die Jahrtausendwende als LP erschienenm wird nun erstmalig mit zwei neuen Songs auf CD veröffentlicht. Mit dabei war der schottische Lyriker Neil Douglas. Mit mysteriösen Klängen wie von „Tales Of Mystery And Imagination“ startet es äußerst packend. Die Sprechstimme von Douglas (manchmal nahe am legendären Vincent Price) tönt hochprofessionell. Er erzählt von Blasen, die im Gehirn herumschweben. Schwer psychedelischer Stoff also, elektronisch-sinfonisch umgesetzt. Eine Reise zu seinem inneren Gott. Acht Minuten lang hält man so bei „In The Bottle“ die Spannung aufrecht. Danach wird es loungig-perkussiv mit viel E-Piano. Abgesehen von der Erzählstimme bewegt man sich ansonsten rein instrumental am Schnittpunkt zwischen Alan Parsons, Rick Wakeman, Tangerine Dream und Eloy. Für Hörer, die nicht auf gesungene Songs fixiert sind, ein fesselndes Artrock-Hörspiel-Vergnügen.

Rock Times (Rezension)

Nachdem die beiden Musiker Manfred Wieczorke und Detlev Schmidtchen - der eine früher, der andere später - bei der deutschen Rock-Legende Eloy ausgestiegen waren, verbrachte der Erstgenannte noch einige Jahre in der Formation Jane und erlebte dort die kommerziell erfolgreichste Phase dieser Band, bevor er sich nach seinem Ausstieg um eigene musikalische Unternehmungen (unter anderem Nimm 3) kümmerte. Schmidtchen beschäftigte sich mit vielseitigen anderen Projekten (u. a. Ego On The Rocks), bevor er vor einigen Jahren mit seiner Trilogie
The Last Planet wieder ganz groß durchstartete. Seither ist er mit seinen Veröffentlichungen auch Stammgast bei RockTimes.

Die beiden verloren sich jedoch nie aus den Augen und hatten sowohl Anfang (als Piefke & Pafke) der Achtziger als auch ab ca. Ende der neunziger Jahre ein gemeinsames Projekt namens Chocoam Start. Und das zweite Album dieser Band Choco, nämlich "Bubbles In Your Brain?" wurde jetzt noch einmal neu bearbeitet und mit zwei frischen Bonustracks auf den Markt gebracht. Die damalige Scheibe beinhaltete sechs Tracks aus der Feder von Schmidtchen/Wieczorke und wurde lt. dem zweitgenannten Musiker im Jahr 2002 (auf dem Plattencover steht 2000) durch Spoken Word-Einlagen des Schotten Neil John Douglas ergänzt. Dazu kamen wunderschöne (wortlose) Gesangseinlagen von Sarah Douglas, die den psychedelischen Gehalt noch etwas verschärften.

Und 'psychedelisch' ist dann auch das Stichwort für die Musik, die fast ausschließlich durch den Einsatz von Keyboards und anderen elektronischen Instrumenten produziert wurde. Sehr sphärisch fließen die jeweiligen Stücke aus den Boxen und darübergelegt spricht Douglas seine Texte und Geschichten. Die Titel kommen sowohl getragen, als teilweise auch rhythmisch-frisch und werden jeweils von feinen Melodien geführt. Was einmal mehr für die Klasse dieser beiden Musiker spricht, die hier ganz sicher nicht gerade wenig Zeit in die Kompositionen sowie Aufnahmen steckten. Der Sound ist transparent, kommt nie altbacken und wirkt nach wie vor sehr frisch.

Wobei sich die beiden angeblichen (dazu später noch mehr) Bonus Tracks dann scheinbar doch vom Rest abgrenzen, alleine schon weil hier die Stimme von Neil John Douglas nicht zugegen ist. Musikalisch passen aber auch "Scots In The Jungle" sowie "Dreampath" ganz hervorragend und nahtlos ins Bild bzw. Gesamtkonzept. Sicherlich nicht die Musik für ein wildes Gelage, aber dafür hervorragend dazu geeignet, den Rest der Welt mal außen vor zu lassen, die Augen zu schließen und seine Gedanken von der Musik treiben zu lassen.

Bei "Mama Hey" taucht dann tatsächlich noch eine sehr rockige Rhythmusgitarre (wahrscheinlich von Schmidtchen) auf, die der Variabilität des Albums noch einen weiteren Pluspunkt hinzufügt. Ansonsten hat das Ganze auch schon ein bisschen was von einem Science Fiction-Film. Man kennt die Szene: Es eröffnet sich der Blick ins unendliche All, ein Raumschiff zieht seine einsamen Kreise und die tiefe (irgendwie immer wissende, und unterschwellig auch warnende) Stimme des Erzählers tritt auf, gibt einen Überblick darüber, was gerade los und wer da unterwegs ist bzw. was in der näheren Vergangenheit passiert ist.

Das ist aber nur der Film, der vor meinem persönlichen Auge abläuft, das mag bei jedem Hörer völlig anders abgehen.

Es kann schon etwas verwirrend sein, wenn man im Netz Nachforschungen bzgl. des Projekts Choco unternimmt. So geben gleich mehrere Quellen an, dass zunächst Mitte der Achtziger zwei Alben (das hier besprochene sowie das erste aus dem Jahr 1985, das sich "For Easy Listening" nannte) veröffentlicht wurden. Was Manfred Wieczorke auf Rückfrage jedoch als »...völlig aus der Luft gegriffen!« dementiert. Ebenso wie das kursierende Gerücht über die zwei Bonus Tracks, die es aber schlicht und ergreifend »...nicht gibt«!

Und wer - außer einem der beteiligten Hauptmusiker - kann es besser wissen? Somit waren die späten Neunziger bis etwa 2002 die einzige Zeit, in der der unter dem Namen Choco gearbeitet wurde. Aber wie dem auch sei, "Bubbles In Your Brain?" macht auf jeden Fall genauso viel Lust auf das oben erwähnte Debüt der beiden Musiker.

Wer sphärische Mucke mag bzw. die Musiker Manfred Wieczorke und Detlev Schmidtchen bereits zu schätzen weiß, der kann hier null Komma null falsch machen. Feines Teil!