Another World

Detlev Schmidtchen

Spielzeit: 51:59
Medium: CD
Label: Torus Records, 2015
Stil: Electronic Rock

Eine andere Welt ? Wie hört sie sich an ?

„Another world“ pendelt zwischen Traum und Realität, schwingt sich auf zu höheren Sphären und hat seine tiefen Wurzeln in der Freude an ehrlicher Musik.

Detlev Schmidtchen entführt uns in seine Gedankenwelt, einer Welt voller Klänge und Inspirationen, die nicht von dieser Welt zu sein scheinen und doch angekommen sind im Hier und Jetzt.

Gleichzeitig gewährt er mit diesem Werk einen exklusiven Einblick in ein ganzes Universum seiner Schaffenskraft, Geschichte und Gegenwart seiner Musik:

Einzelne Songs, die seit Eloy- und Ego on the rocks-Zeiten im Geheimfach verschlossen blieben, werden nun im neuen Soundgewand veröffentlicht. Dazu gesellen sich einige imposante Kompositionen aus seiner aktuellen Arbeit.

Schmidtchen bleibt seinen musikalischen Gepflogenheiten treu, doch immer wieder kommen innovative, neue Ideen ans Licht und wachsen gen Himmel.

Daraus ergibt sich eine hörenswerte Synthese, die sich mit einprägsamen Melodien vom Ohr zum Herzen bewegt, um uns die Klaviatur einer besseren Welt entdecken zu lassen.

Niemand weiss, was der Erschaffer der „anderen Welt“ gerade ausbrütet und ob es eine Fortsetzung geben wird.

1. In the Fog 2:47
2. Wonderland 5:25
3. Torus 4:45
4. Cosmic Mind 4:13
5. Blast From the Past 6:34
6. In My Dreams 7:43
7. Africa Calling 5:58
8. Why 5:59
9. Another World 4:54
10. Flash 4:18

Rock Times (Rezension)

Wirklich vorstellen muss man den Hannoveraner Gitarristen und Electronic-Spezialisten Detlev Schmidtchen dem aufmerksamen RockTimes-Leser wohl nicht mehr. Der Ex-Eloy-Musiker ist nämlich bereits seit Jahren mit seinen Scheiben regelmäßiger Gast bei uns, angefangen von der fantastischen The Last Planet-Trilogie bis hin zu Vanthasia oder auch seiner Zusammenarbeit mit Manfred Wieczorke (Ex-Eloy, Ex-Jane) bezüglich des Projekts Choco in den achtziger Jahren. Mit "Another World" hat er nun sein brandaktuelles Werk vorgelegt, für das er - in diesem Ausmaß bisher eher ungewohnt - auch verstärkt Gesangsparts in seine Songs integriert hat.

Bedrohlich, dann fast schon sakral eröffnet "In The Fog" den Reigen, gefolgt von einer wunderschönen - sich nach einer Flöte anhörenden Melodie und Claudia Roggendorfs wortlosem Gesang. Ab "Wonderland" wird dann aber auch mit Texten agiert, für die die Lady vor dem Mikro nicht nur verantwortlich zeichnet, sondern diese auch stimmlich ganz klasse rüberbringt. Von der Stilistik weicht "Another World" etwas von den Vorgängerwerken ab und orientiert sich ein bisschen mehr an Schmidtchens Eloy-Vergangenheit, was aber wohl kaum eine Limitierung, sondern vielmehr seine Variabilität aufzeigt.

Ganz stark, weil eine sehr dichte Atmosphäre kreierend, kommt "Cosmic Mind", das darüber hinaus auch mit einem tollen einprägsamen Refrain überzeugen kann. Keyboardsounds kollaborieren mit dem eines Pianos und für das Solo gesellt sich hier sogar noch Schmidtchens Gitarre hinzu, die auf dieser Scheibe gefühlt ebenfalls dominanter vertreten ist, als das auf den Vorgängern der Fall war. "Blast From The Past" ist die Hommage an einen offensichtlich (warum auch immer?) verlorenen Freund, etwas bedrückend von der Stimmung, aber ganz sicher auch ehrlich in der Aussage.

Was mir persönlich immer wieder eine Gänsehaut den Rücken runtertreibt, sind diese flötenähnlichen Melodien, die unheimlich sensibel, sprich mit wahnsinnig viel Feeling gebracht werden. So auch bei "In My Dreams", meinem Favoriten der gesamten Platte. Eintauchen, abdriften, sanft wieder landen - Schmidtchen hat die komplette Palette im Angebot. Der Titeltrack erinnert von den Keyboards her fast ein bisschen an die späten Siebziger, dies allerdings im positiven Sinn. Und erneut entsteht hier eine andere Klangfarbe, die die Scheibe sogar noch abwechslungsreicher macht.

Zum Ende des Albums werden auch mit "Why" und "Flash" noch einmal zwei Asse aus dem Ärmel geschüttelt. Ersteres Stück ist gemächlich und mit sehr nachdenklichem (sehr langem) Text versehen, der über warme Keyboard-Landschaften vorgetragen wird. Mit "Flash" folgt dann nochmal ein gefühlter Sprung zurück in die Siebziger, auch textlich wird sich mit der Vergangenheit beschäftigt. Glücklicherweise mit der sehr positiven Erkenntnis, dass - egal was mal war, wie die Dinge gelaufen sind - einzig und alleine das Hier und Jetzt zählt.

Was "Another World" zu einer richtig guten Scheibe macht, sind die - unabhängig von den jeweiligen Stimmungen - durchweg vorhandenen tollen Melodien, die in allererster Linie von SchmidtchensTasteninstrumenten, aber natürlich auch dem Gesang von Lady Roggendorf, kreiert werden. Sehr schöne ca. 52 Minuten, die neben ihrer Unterhaltsamkeit immer auch zum Träumen oder ernsterem Nachdenken anregen. Direkte Vergleiche mit den zurückliegenden Alben will ich hier nicht anstellen, sicher ist aber, dass uns Detlev Schmidtchen ein weiteres starkes Werk geschenkt hat.